Der Elsheimer Carneval Verein
im Wandel der Zeit

„Alle Menschen – heutzutage
Hasten, hasten – ohne Frage.
Die Doktoren nicht zu vergessen,
wollen Kilometer fressen.
Dahingegen vor hundert Jahren
ist man mit der Post-Kutsch g’fahren.
Und das schönste war daran,
man kam lebendig an. […]“

Eine Geschichte über einen Ort voller Narren

Diese gereimten Zeilen lassen sich auf eine Fastnachtszeitung aus dem Jahr 1914 zurückführen, die in Elsheim veröffentlicht wurde. Deutlich wird bereits in den Anfangsversen der kritische Blick auf das Automobil, der sich durch die gesamte Zeitung fortsetzt. Die gereimte Gesellschaftskritik in diesem närrischen Frühwerk thematisiert neben der Modernisierung der bürgerlichen Fortbewegung auch die Arbeitswut der industrialisierten Gesellschaft sowie deren Haltung zu Kindern und der örtlichen Krankenversorgung. Darüber hinaus wird auf den Theaterspielplan von „Klein-Paris“ verwiesen – der Spitzname von Elsheim war also bereits in der frühfastnachtlichen Elsheimer Bewegung vor dem Ersten Weltkrieg fest verankert.

Zu einer Vereinsgründung aus diesen närrischen Bestrebungen heraus konnte es jedoch 1914 nicht mehr kommen. Der Erste Weltkrieg unterbrach und veränderte das Leben fast aller in Europa; so auch in Elsheim. Mit dem Kriegsende 1918 ging dann auch das Ende des Deutschen Kaiserreichs einher und man begann den Wiederaufbau als Republik. In dieser Zeit der „Goldenen Zwanziger“ war nun auch der Raum für die Gründung eines Fastnachtsvereins in Elsheim gegeben. Im Jahr 1928 setzte sich eine Gruppe Narren im Gasthaus Schwerdt in Elsheim zusammen und gründete am 13. Januar 1928 den Elsheimer Carneval Verein (ECV). Dabei wurde der erste Vorstand wie folgt gewählt:
Präsident: Balthasar Horn/ 2. Präsident: Philipp Schwerdt/ Schriftführer: Heinrich Fries/ Kassierer: Johann Lenhard/ Zeugwart: Jakob Hees/ Beiräte: Jakob Schömbs, Adam Baumgärtner, Georg Lenhard, Heinrich Wettig.

Mit voller Kraft schritt der Verein bereits in seinem Gründungsjahr zur Tat. Mit einer Kappensitzung, einem Lumpenabend sowie einem Maskenball und einem Umzug schafften es die Elsheimer Narren 1928 sogar das benachbarte Stadecken zu begeistern. In den ersten Protokollen der Kampagnennachbesprechungen des ECV werden einige Aussagen von lobenden Stadeckern über die „tatkräftigen Leute“ aus Elsheim besonders hervorgehoben. Hier zeigt sich, dass der Elsheimer Fastnacht schon von Beginn an eine besondere Strahlkraft innewohnte. Es wird aber auch offenbar, dass den Stadeckern eine Neigung zur Narrhalla nie fern war.

Den Elsheimer Narren wird es nicht an Themen für Büttenreden gefehlt haben; beendete doch das Jahr 1928 die Ära der „Goldenen Zwanzigern“. Es folgten eine Weltwirtschaftskrise und die Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler. Wer nun denkt, die Tage der Fastnacht waren unter dem NS-Regime gezählt, der täuscht sich. Denn dieses Volksfest war wie kaum etwas anderes dazu geeignet, die nationalsozialistische Volksideologie zu fördern. Somit wurde die Fastnacht vereinnahmt, unterstützt aber auch überwacht. Gesellschaftliche Kritik wurde in den Anfangsjahren sogar geduldet, wenn sie sich im Rahmen hielt. So konnte auch der ECV in dieser Zeit weiter bestehen. Ab 1938 jedoch verstärkte sich der ohnehin schon wachende Blick des NS-Regimes auf die Narren im Rheinland. Der ECV entzog sich diesem politischen Druck im Jahre 1938. Man beschloss in dieser Zeit den Verein aufzulösen und die gesamte Vereinskasse an der Mosel in Alkohol umzusetzen. Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs unterbrach dann alle weiteren närrischen Aktivitäten.

Erste Anzeichen des in Elsheim als auch in Stadecken tief verwurzelten Narrengens zeigten sich recht schnell nach Ende des Krieges wieder, wie die Bilder eines Umzugs belegen:

Nach dem Wiederaufbau und der Gründung der Bundesrepublik Deutschland kamen 1951 dann erneut einige Narren im Gasthaus Schwerdt in Elsheim zusammen und riefen den Elsheimer Carneval Verein wieder aus. Nach einem Jahr der Vorbereitung fand 1952 auch wieder eine Sitzung in Elsheim statt. Veranstaltungsort für alle Formate des ECV war die Halle des Saalbau Hartmetz. Hier erfreuten die Elsheimer Narren mit Vorträgen, Musik und Tanz alle Zuschauenden aus Elsheim und der Umgebung. Das Häringsbalett legte dabei den Grundstein für alle weiteren Balletttruppen des ECV. Auch die Elsheimer Schnorres prägten früh – ab 1955 – die Sitzungen des Vereins. Seit seiner Neugründung erfreute der Verein dann über die Jahre hinweg mit eigenen Aktiven das Publikum und konnte die Anzahl seiner Sitzungen erhöhen.

1969 kam es dann zum Zusammenschluss der Orte Stadecken und Elsheim. Ein einschneidendes Erlebnis für die Bevölkerungsgruppen beider Orte. Sie wurden zu Stadecken-Elsheim mit dem gemeinsamen Fastnachtsverein ECV. Im Zuge dieser Fusion änderte der Verein zwar seinen Namen nicht, öffnete sich jedoch für Stadecker als Vereinsmitglieder. Eine mehr als gelungene und im ECV gelebte Verbindung dieser beiden vormals getrennten Orte.

Ein weiteres Highlight der Sitzungen war neben den abwechslungsreichen Programmen auch immer wieder der Komiteetisch. Dieser wurde jährlich mit viel Mühe in Szene gesetzt und seine Ausgestaltung griff immer wieder aktuelle Themen aus dem Weltgeschehen auf, wie es das Komitee-Tischtuch aus der Kampagne 1969/70 – nach der Mondlandung – zeigt:

Eine weitere große Neuerung kam auf den bis dahin sehr männlich geprägten Verein im Jahr 1973 zu. Hier wirkte erstmals ein Damenkomitee bei der Sitzung mit. Eine Änderung, die beim Publikum gut ankam und ab diesem Zeitpunkt jährlich Einzug in die Sitzungen des ECV erhielt. Das Damenkomitee wurde zu einem festen Bestandteil des Vereins. 1975 kam dann sogar mit Elisabeth Forcina die erste Frau in den Vorstand des ECV.

Mit den Jahren wechselten nicht nur die Vorstände, die Präsidenten und die Aktiven, sondern auch die Veranstaltungsorte für die Sitzungen. Ab 1980 war die Schulturnhalle Heimat der Elsheimer Narrhalla. Dies bedeutete für den Verein erstmals größere Gewinne durch die Sitzungen. Hatte zuvor die Lokalität Hartmetz das Publikum verköstigt, über nahm nun der ECV die Versorgung mit Speis und Trank. Weitere Neuerungen hielten 1988, im Jubiläumsjahr zum 60. Bestehen, Einzug in den ECV. Formate wie die Seniorensitzung und die Rathausstürmungen erweiterten das Veranstaltungsangebot in Stadecken-Elsheim. Zudem übernahm mit Klaus Dietrich ein geborener Elsheimer mit Wohnsitz in Stadecken das Amt des Sitzungspräsidenten – also die personifizierte Ortsvereinigung.

Im November 1989 – direkt nach dem Mauerfall – kamen erste Narren aus der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) nach Mainz. Im Folgejahr zeigten die Elsheimer Narren inspiriert durch diesen Besuch ihren unbändigen Vereinigungswillen. Hatten man es Jahre zuvor schon geschafft, Elsheimer und Stadecker in einem Verein zusammenzuführen, so machte man sich jetzt auf den Weg in die DDR nach Wilbich in Thüringen. War dies an Wagemut schon kaum zu überbieten, gab die Anwesenheit eines Schweizers im Bus gen Osten den ECVlern noch einen weiteren Schwierigkeitsgrad bei der Grenzüberquerung hinzu. Denn dieser hätte gar nicht in die DDR einreisen dürfen. Erfolgreich meisterten sie durch eine närrische Charme-Offensive gegenüber der Grenzerin mit ihrem Schweizer nicht nur den Weg nach Thüringen hin und zurück (ohne Verhaftung), sondern sie legten auch den Grundstein für eine bis heute andauernde Freundschaft der Fastnachtsvereine ECV und WKV. Die Grenzerin wird die kusswütigen Fastnachter vermutlich auch nie vergessen haben.

Ein großer Einschnitt für viele Fastnachter war das Jahr 1991. Hier wurden zahlreiche Fastnachtsveranstaltungen wegen des Golfkrieges abgesagt. So auch beim ECV. Sonntags mittags feierte man noch Seniorensitzung, abends stand fest, dass es keine weiteren Sitzungen in diesem Jahr geben wird. Um jedoch die Rednerinnen und Redner zu würdigen, traf man sich eine Woche nach der Seniorensitzung zu einer kleinen, internen Veranstaltung, wo jeder, der wollte, die geschriebenen Büttenreden zum Besten geben konnte.

1994 Jahre konnte man dann in die neugebaute Selztalhalle umziehen, wo bis heute die Sitzungen des Vereins abgehalten werden. Ab diesem Zeitpunkt hatte man eine Bühne zur Verfügung, die nicht immer erst aufgebaut werden musste und zudem bot die Halle wesentlich mehr Platz für die Bestuhlung der Sitzungen. Darüber hinaus kam 1994 erstmals das berühmte „Schnorresbaguette“ auf die Speisekarte des ECV – heute ein echter „Klassiker“ und nicht mehr wegzudenken.

Im Jahr 2003 feierte der Elsheimer Carneval Verein schließlich sein 75-jähriges Jubiläum. Um dieses zu ehren, wurde eigens ein Theaterstück geschrieben. Dies überbot man dann bereits beim 88. Geburtstag des Vereins mit einem selbstproduzierten Film über den Besuch Napoleons auf dem Windhäuser Hof. Auch bei Festivitäten außerhalb des eigenen Vereins war der ECV nicht untätig. Zum fünfzigjährigen Bestehen der Ortsgemeinde Stadecken-Elsheim wurde der Kampagnenorden 2018/19 mit dem Wappen des Ortes versehen und der ECV beteiligte sich mit zahlreichen Aktiven und zwei Umzugswagen am Jubiläumsumzug.

Die bis zu diesem Zeitpunkt letzte große Neuerung im ECV ereignete sich im Jahr 2023. Erstmals gab es in der Geschichte des Vereins ein gemischtes Komitee. Männer und Frauen saßen – nicht mehr durch Halbzeiten getrennt – gemeinsam am Komiteetisch des Vereins.

Text: Sabrina Odelga

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